Behauptungen:
„Gender-Gaga“

Der Kampf um Eindeutigkeit und traditionelle Geschlechterverhältnisse
In „alternativen“ und rechten Medien ist häufig die Rede vom „Gender-Wahn“ oder einer angeblichen „Frühsexualisierung des Kindes“. Meist wird dort eine Sorge formuliert, nach der die Rede über sexuelle Vielfalt oder Geschlechteridentitäten oder politische Entscheidungen, die diese Vielfalt abbilden, die Menschen verunsichere oder mit Gewalt in ihr Intimstes eingreife.
Dahinter steht der Kampf um die Eindeutigkeit wie etwa die Einteilung der Menschen in Frauen und Männer, der entsprechenden Geschlechterverhältnisse und die Abwertung von Personen, die nicht in diese Schablonen passen. Entsprechend werden Menschen und Handlungen, die traditionelle Geschlechterverhältnisse aufweichen, als z. B. unnatürlich abgelehnt, lächerlich gemacht oder durch Hassrede diskriminiert.
Die Rede vom „Gender-Gaga“ ist eng verknüpft mit der Vorstellung einer abgehobenen und politischen Elite. Meist geht es dabei weniger um das Thema „Gender“ als um die Behauptung, die „Linksgrünen“ oder „Gutmenschen“ würden mit „Gender-Gaga“ oder „politischer Korrektheit“ ihren Einfluss bis in den persönlichen Bereich der Einzelnen ausweiten und den Menschen vorschreiben, wie sie zu leben oder zu reden hätten. Dahinter steht häufig die Vorstellung, durch eine Anerkennung von Vielfalt und eine Thematisierung der Bedürfnisse angeblicher „Randgruppen“ würde die Bevölkerungsmehrheit benachteiligt. Die Rede vom „Gender-Gaga“ dient einmal mehr als Beweis für die Abgehobenheit von „denen da oben“ (siehe Behauptung „die da oben“).
Geschlecht ist prägend für die moderne Gesellschaft. Die Entfaltungsmöglichkeiten der Einzelnen werden bis heute durch die Geschlechtszuordnung stark beeinflusst. Eine progressive Vorstellung von Geschlecht in einer Gesellschaft ist ein langwieriger Prozess, in dem die Anerkennung und Gleichberechtigung von sexueller und Geschlechtervielfalt in verschiedenen Emanzipationsbewegungen wie z. B. der Frauenbewegung erkämpft wurde.
