Über uns
Die liberale Demokratie und ihre Gegner
Die liberale Demokratie steht weltweit unter Druck. Wer der „antiliberalen Konterrevolution“ (Timothy Garton Ash) erfolgreich entgegentreten will, muss sich mit ihren Ursachen und ideologischen Mustern auseinandersetzen.
Geschichte wiederholt sich nicht, dennoch erinnert die heutige Debatte an die geistigen und politischen Kämpfe um die Weimarer Republik. Hitlers Machtübernahme war nur möglich, weil große Teile der Gesellschaft – gerade die Eliten – der liberalen Demokratie skeptisch bis feindselig gegenüberstanden.
So klagte der prominente Staatsrechtler Carl Schmitt in den 20er-Jahren über den Charakter der liberalen Demokratie: Ihr Kennzeichen sei das Verhandeln. Parlamentarismus, Gewaltenteilung und universelle Rechte seien Erfindungen des Liberalismus, dagegen sei Demokratie an einen homogenen Volkskörper gebunden. Über „Artfremde“ schrieb Schmitt, sie würden strukturell „anders“ denken und müssten aus dem politischen Entscheidungsprozess ausgeschlossen werden.
Heute wird rund um den Globus erneut das Zeitalter der „illiberalen Demokratie“ ausgerufen, die Pressefreiheit eingeschränkt, die Unabhängigkeit der Justiz infrage gestellt. Die offene Gesellschaft ist bedroht – von außen durch autoritäre Mächte, von innen durch nationalistische und fremdenfeindliche Gegenbewegungen.
Was wir tun
Die langen Linien antiliberalen Denkens für die heutige Debatte aufzuarbeiten, ist Ziel des Projekts. Zu den prägenden Köpfen der Opposition gegen die liberale Moderne gehören Carl Schmitt, Ernst Jünger, Oswald Spengler, Sophie Rogge-Börner, Martin Heidegger, Arthur Moeller van den Bruck, Ernst Niekisch, Benito Mussolini, Armin Mohler, Konrad Lorenz, Alain de Benoist, Alexandr Dugin, Sigrid Hunke, Rolf Peter Sieferle. Sayyid Qutb gehört als Vertreter des radikalen Islamismus in diese Reihe. Auch Thomas Mann ist in diesem Zusammenhang von Interesse mit seiner exemplarischen Wendung vom Gegner („Betrachtungen eines Unpolitischen“, 1918) zum Anhänger der demokratischen Republik.
Die Auseinandersetzung mit den Vordenkern der Neuen Rechten wird auf unserer Website www.gegneranalyse.de gebündelt. Dort gibt es neben Essays zu den genannten Autoren ein Glossar zu Grundmustern des antiliberalen Denkens, aktuelle Debattenbeiträge sowie Verweise auf weiterführende Literatur. Unter @gegneranalyse kann auf Facebook, Twitter und Instagram mitdiskutiert werden. Dazu kommen eine Reihe von Podiumsdiskussionen und eine internationale Abschlusskonferenz.
Lesen Sie hier eine ausführliche Beschreibung des Projekts.
Warum „Gegneranalyse“?
Der Name „Gegneranalyse“ ist eine Kurzform des ursprünglichen Titels des vorausgegangenen Projekts „Die liberale Demokratie und ihre Gegner“. Er beschreibt unser Ziel, die selbsterklärten Gegner der liberalen Demokratie zu analysieren. Dabei geht es nicht darum, jemanden zum politischen Gegner zur erklären. Der Begriff greift vielmehr die Selbstbeschreibung derjenigen auf, die sich als Gegner der offenen Gesellschaft verstehen.
Der Begriff „Gegneranalyse“ ist bekannt aus dem Sport, wo etwa Fußballmannschaften vor Spielen ihren Gegner analysieren. Wir haben den Begriff auch deshalb gewählt, weil wir unsere Arbeit sportlich sehen – als intellektuelle Herausforderung sich mit antiliberalen Positionen auseinanderzusetzen. Es geht nicht um Denkverbote oder schwarze Listen, sondern um eine inhaltliche Auseinandersetzung. Wir hoffen, auf diese Weise darüber aufklären zu können, woher antiliberales Denken kommt, wie es sich verbreitet und welche Gefahren damit verbunden sind.
Das Projekt wurde 2018 bis 2019 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und von der Bundeszentrale für politische Bildunggefördert.
Wissenschaftlicher Beirat
Ein wissenschaftlicher Beirat überprüft die im Rahmen des Projekts erstellten Inhalte und gewährleistet, dass der aktuelle Forschungsstand berücksichtigt wird.
Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats sind
- Dr. Liane Bednarz
- Prof. Dr. Micha Brumlik
- Prof. Dr. Mouhanad Khorchide
- Thomas Krüger
- Prof. Dr. Irmela von der Lühe
- Prof. Dr. Christoph Möllers
- PD Dr. Hedwig Richter
- Dr. Irina Scherbakowa
- Wolfgang Templin
- Prof. Gert Weisskirchen
- Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig
Wer ist LibMod?
Das Projekt wird vom Zentrum Liberale Moderne (LibMod) durchgeführt. LibMod steht für die Verteidigung und Erneuerung der offenen Gesellschaft. Die Kombination individueller Freiheit mit Demokratie, Weltoffenheit und kultureller Vielfalt steht weltweit unter Druck. In einer Zeit fundamentaler Veränderungen braucht es ein parteiübergreifendes Nachdenken über die Zukunft unseres Gemeinwesens und der internationalen Ordnung. LibMod ist Denk- und Projektwerkstatt, will Sammelpunkt für Freigeister aus allen politischen Lagern sein und Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit suchen. Das Zentrum wurde 2017 von Marieluise Beck und Ralf Fücks gegründet.