Personen
Alain de Benoist
„Nouvelle Droite“ – Antikapitalismus von rechts
Der Franzose Alain de Benoist (*1943) gilt als führender Kopf der „Nouvelle Droite“. Er versteht sich als Theoretiker einer Neuen Rechten, die anti-egalitär, anti-liberal, anti-kapitalistisch und anti-westlich orientiert ist. Öffentlich bekannt wurde der Pariser Publizist mit der Gründung des ultrarechten Think Tank GRECE im Jahr 1968. Benoist versteht sich als Theoretiker einer Neuen Rechten, die anti-egalitär, anti-liberal, anti-kapitalistisch und anti-westlich orientiert ist.
Alexandr Dugin
Kreuzzug gegen den Liberalismus
und Verbindungen nach Deutschland
Der schillernde rechtsextreme Theoretiker Aleksandr Dugin, 1962 in Moskau geboren, wurde 2014 von der Washingtoner Zeitschrift Foreign Policy in deren Liste der 100 „führenden globalen Denker“ unter der Kategorie „Agitatoren“ aufgenommen. Dugins Hochzeit als Ideengeber des autoritären Regimes Putins scheint zwar vorüber, er spielt aber immer noch eine Rolle als radikaler Ideologe und als Verbindungsmann zu antiwestlich-nationalistischen Gruppierungen im Ausland. Im Kontrast zu seiner hohen allgemeinen Bekanntheit hat Dugin als selbsterklärter Begründer des russischen sog. „Neoeurasismus“ nur geringe akademische Anerkennung erlangt.
Arnold Gehlen
Kalter Blick in die „Wärmestuben des Liberalismus“
Seit rund einem Jahrzehnt tauchen die Begrifflichkeiten Arnold Gehlens in den Versatzkästen neurechter Theorie auf. Mit seinem Werk „Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt“ (1940) legte er eine konservativ grundierte und autoritär flankierte philosophische Anthropologie vor. In den sechziger Jahren profilierte sich Gehlen als konservativer Widersacher der Kritischen Theorie vor allem Adornos und liberaler Gesellschaftstheorien.
Martin Heidegger
Vom wahren Sein zur Volksgemeinschaft
Geschick, Gemeinschaft, Volk – die Identitäre Bewegung greift Heideggers Schlüsselbegriffe gerne auf. Auch Alexander Dugin, einer der Chefideologen der europäischen Rechten im Dunstkreis des Kremls, beruft sich auf Heidegger. Was macht Heideggers Denken so attraktiv für die antidemokratische Rechte? Rechte Intellektuelle beziehen sich gerne auf dessen frühes Jahrhundertwerk, das 1927 erschienene, als Markstein der Existenzphilosophie geltende Buch „Sein und Zeit“. Es kann als Inbegriff einer völkischen Philosophie gelten.
Sigrid Hunke
und weitere antiliberale Vordenkerinnen
Antiliberale Vordenkerinnen versuchten in den zwanziger Jahren Antworten auf die „Frauenfrage“ und damit auf eine Herausforderung der liberalen Moderne zu geben. Sind Männer und Frauen gleich und haben deshalb die gleichen Rechte? Während Antifeministinnen die politische Gleichberechtigung von Frauen ablehnten, wollten völkische Frauenrechtlerinnen vermeintliche Unterschiede der Geschlechter für eine antidemokratische Politik nutzen.
Ernst Jünger
Soldatentum und Nationalismus
In der Geschichte des antiliberalen, moderne-kritischen Denkens nimmt der hochdekorierte Offizier und vielfach geehrte Schriftsteller, Publizist und Insektenforscher Ernst Jünger (1895–1998) einen besonderen Platz ein. Seine scharfe Ablehnung von Idee und Wirklichkeit einer liberalen Demokratie, seine Verehrung des Soldatischen und des Elitären, seine Haltung kalter Beobachtung und Verachtung alles Gesellschaftlich-Politischen blieb für ihn sein Leben lang bestimmend.
Konrad Lorenz
Biologie als Schicksal – oder die
„Verhausschweinung des Menschen“
Konrad Lorenz war einer der besten und originellsten Biologen der Welt, mit Recht mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Im Gefolge einer gesellschaftspolitischen Interpretation des Darwinismus hat sich Lorenz früh mit einer Politik identifiziert, die die Nicht-Fortpflanzung der Schwachen befürwortet; für ihn war das langfristig erforderlich, wenn sich die Menschheit gedeihlich fortentwickeln sollte. Lorenz war in den 1930er und 40er Jahren bekennender Nationalsozialist und insofern kein Demokrat.
Arthur Moeller van den Bruck
Der Prophet des „Dritten Reichs“
Der Kulturkritiker Arthur Moeller van den Bruck war lange nahezu vergessen. Dabei zählte er zu den schillerndsten Autoren des Weimarer Radikalnationalismus. Die Wiederbelebung des Theoriekanons der Zwischenkriegszeit durch die heutige Neue Rechte hat auch ihn wieder in den Fokus gerückt.
Ernst Niekisch
Preuße und Nationalbolschewist
Neurechte Intellektuelle sind bemüht, Ernst Niekisch zu einem ihrer politischen Vorbilder und Vordenker zu erklären. Umgekehrt griff ein kleiner Teil ursprünglich linker 68er immer wieder auf seine nationalrevolutionäre Fixierung zurück. Auch Alexander Dugin, der Hausphilosoph Wladimir Putins, nimmt Niekisch in Anspruch. Bei der verwirrenden Widersprüchlichkeit dieser Würdigungen hilft der genauere Rückgriff auf seine Biografie.
Sayyid Qutb
Ein „Klassiker“ der islamistischen Ideologie
Der Ägypter Sayyid Qutb (1906–1966) gilt als „Chefideologe“ der Muslimbruderschaft und „Klassiker“ der islamistischen Bewegung, die vor allem in seinem Buch „Wegzeichen“ ein Manifest für ihr Selbstverständnis in Ideologie und Strategie sah und sieht. Der Blick auf seine Positionen macht deutlich, dass er als ein entschiedener Feind der modernen Demokratie und pluralistischen Gesellschaft gelten kann. Die Gottessouveränität sollte über die Menschensouveränität gestellt werden. So etwas würde auf eine Diktatur von „Rechtsgelehrten“ hinauslaufen.
Carl Schmitt
Antiliberalismus, identitäre Demokratie und
Weimarer Schwäche
Der Staatsrechtler Carl Schmitt (1888–1985) bleibt bis heute eine hoch umstrittene und schillernde Figur, ein gefährlicher Geist, dessen Gedankengut vor allem antiliberale Feuerköpfe stimulierte. Gleichzeitig hatte seine Verfassungslehre wesentlichen Einfluss auf den Entstehungsprozess des Grundgesetzes. Das konstruktive Misstrauensvotum, die Ewigkeitsklausel für bestimmte Verfassungsartikel und die Konzeption einer wehrhaften Demokratie stehen mit seiner Kritik an der Weimarer Reichsverfassung in Verbindung.
Botho Strauß
Tragischer Verrat an der Freiheit
Aus Sicht der rechtsintellektuellen Szene in Deutschland ist der Schriftsteller Botho Strauß ein Glücksfall. Für sie ist er nicht nur ein spiritus rector, sondern zugleich ein Scharnier ins bürgerliche Lager, ein trojanisches Pferd für den Ideentransfer in die Zitadelle des liberalen Kulturbetriebsbürgertums. Zu Recht zehrt Strauß vom Ruhm der frühen Jahre, und die Esoterik seiner Formulierungskunst garantiert ihm anhaltende Aufmerksamkeit im Kulturbetrieb. Doch hat er sich später von seinen eigenen Dekadenzdiagnosen irre machen und zu einem politischen Existentialismus verführen lassen, der rechte Denkmuster veredelt und salonfähig macht.
Oswald Spengler
Mythos vom Untergang des Abendlandes
Oswald Spengler war einer der markantesten Vertreter der „Konservativen Revolution“. Mit seinem Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“ und seinen politischen Schriften hatte Spengler prägenden Einfluss auf die intellektuellen kulturpessimistischen und anti-demokratischen Diskurse und Ideen der Weimarer Republik. Dieser Aufsatz fragt kritisch nach dem Gehalt und der Problematik seines Denkens aus der Perspektive seiner Wirkung und gegenwärtigen Bedeutung.
Armin Mohler
Jünger-Schüler, Netzwerker und selbsterklärter Faschist
Armin Mohler war einer der einflussreichsten Vordenker und Netzwerker der extremen Neuen Rechten in Deutschland. Im rechten Münchner Milieu gelangen ihm beachtliche Karrieresprünge. Sein Ziel indes, durch Einflussnahme auf den rechtskonservativen Franz-Josef Strauß in den 60er Jahren und auf den rechtsextremen Franz Schönhuber und seiner „republikanischen“ Partei in den 80er Jahren, eine einflussreiche Partei rechts der Konservativen zu etablieren, erreichte er Zeit seines Lebens nicht.
Thomas Mann
Vom unpolitischen Betrachter zum
„Wanderredner der Demokratie“
Gern werden Autor und Werk der später so genannten „Konservativen Revolution“ zugerechnet, und tatsächlich hat Thomas Mann mit dem 600-seitigen literarisch-politischen Manifest „Betrachtungen eines Unpolitischen“ zunächst in antiliberalen Kreisen für entschiedenen Applaus gesorgt; binnen weniger Jahre sollte sich das freilich grundlegend ändern, denn mit der Rede von Deutscher Republik (1922) wurde er zum entschiedenen Befürworter der einst gescholtenen Demokratie. Dieser gelegentlich sogar als Konversion karikierte Gesinnungswandel stimuliert bis heute die Vorbehalte gegenüber dem „unwissenden Magier“.
Richard Wagner
Der Sündenfall der Künste
Richard Wagner ist mehr als nur ein deutscher Komponist. Er war ein aktiver Revolutionär von 1848/49, er äußerte sich häufig in Publikationen zu politischen Fragen. Das politische Wagnerbild ist bis heute durch die nationalsozialistische Brille verzerrt und wird nicht zuletzt durch Wagners notorischen Antisemitismus geprägt.